Die Band:
Bernd Kroschewski (Boy Division, ex-Hrubesch Youth,
ex-Öddels) Gesang, Gitarre, Effekte
Kolja Marquart (Boy Division, Fröbe, ex-Grown)
Bass
Oliver Boldender (ex-Öddels, ex-Final Stand)
Gitarre
Err Jott (Quickborner Freiheit, ex-Öddels, ex-Final
Stand) Drums
Ein Kartoffelbauer, weiter nichts! Das war Potato Fritz
im gleichnamigen 70er-Jahre-Teutonen-Western.
Aber unter Fritzens Acker verbarg sich Gold tonnenweise. Das
Wesentliche war für den Betrachter also unsichtbar.
So ähnlich geht es einem auch, wenn man sich das Bandfoto der
Hamburger Combo ansieht. Schönheiten spielen in der Band Potato
Fritz genauso wenig, wie modisch tätowierte Emo-Rocker. Wer aber
hinter die Fassade der vier Musiker blickt, erkennt Institutionen
der Hamburger Szene, die jahrelang festgetackert an den Tresen des
Künstler-Treffs "Heinz Karmers Tanzkaffee", maßgeblich
daran beteiligt waren, dass sich in der Hansestadt in den Neunzigern
ein eigenes musikalisches Bewußtsein bildete. Aber Vorsicht
keine falschen Assoziationen! Im Gegensatz zum videoclipgestylten
Popstargesicht, mit dem sich einige mit Potato Fritz gut befreundete
Bands aus dem Kreis der sog. "Hamburger Schule" in der Öffentlichkeit
präsentieren, ist das Quartett Lichtjahre entfernt. So gesehen
sind die Vier eher die kneipengegerbte Visage der Hamburger Sonderschule.
Ihre Musik ist schmutzig wie das Pflaster vor der "Mutter",
auf das man im Morgengrauen nach Verlassen der Kneipe knallt, mit
dem Geschmack eines letzten Baileys-Sambuca auf der Zunge. Potato
Fritz Sound hat die Durchschlagskraft einer Abrissbirne, jede Zeile
aus der Feder von Frontmann Bernd Kroschewski ist wie der rücksichtslose
Hieb der Zementkugel.
Anerkannte Fans von Potato Fritz sind u.a. Tim Thomas (Ex-Babe the
Blue Ox), der den Hanseaten schon 1995 attestierte, dass sie wie die
frühen Swans klängen. Mike Hart, Frontmann der legendären
God Bullies, rief Potato Fritz gar, nachdem sie den Sänger bei
einem Konzert in Hamburg als Backing-Band begleitet hatten, als die
"neuen God Bullies" aus.
Wäre Adrenalin flüssig, man könnte es bei Potato-Fritz-Konzerten
bierfässerweise abfüllen. Schlagzeuger Err Jott drischt
so kompromißlos auf seine Schießbude, als ginge es darum,
sprichwörtlich die Scheiße aus ihr raus zu prügeln.
Frontmann Kroschewski, im bürgerlichen Leben in der Abwasserbranche
tätig, brüllt sich die Lunge aus dem Brustbein. Nebenbei
ist er Chef des Noise-Rock-Labels "Fidel Bastro", auf dem
u.a. Bands wie Hash Over, Gastr del Sol, Stau, Sport und Superpunk
erschienen sind. Gemeinsam mit Basser Kolja Marquart bildet er außerdem
die Achillesferse bei der kaputtesten Tanzcombo der Welt, der Cover-Ikone
"Boy Division". Marquart holzt auf seinem Rickbacker-Bass
die Seele unter die Bratakkorde von Gitarrist Oliver Bolender. Der
durchlief seine musikalische Initiation bei den Öddels und Final
Stand und stellt nun in der Band trotz einer durchaus rustikalen
Spielweise sowas wie die romantische Komponente dar.
Potato Fritz existieren seit 1994. Ihren Namen entlehnten sie dem
gleichnamigen Western, in dem Paul Breitner eine Nebenrolle spielt,
weil ein enger Freund der Musiker mit seiner dunklen Lockpracht an
das Outfit des Profikickers erinnerte. 2005 erschien der erste Longplayer
der vier Elbstädter.
(Tim Jürgens - Superpunk)
Discographie:
1994 Kassette mit den ersten beiden Auftritten in der Potato-Fritz-Geschichte
(Mecki Messer Musik)
1997 7-inch "Das ist sicherlich richtig” (Fidel Bastro
007)
1997 Song "Under" auf "Komm Küssen"
Compilation
1998 Song "Dolch” auf "Fidel Bastro"-Compilation
"Zehn" (Fidel Bastro 010)
1998 Song "Kleiner grüner König” auf "Heinz
Karmers Tanzcafe"-Compilation "Maximum Beatbox”
2002 Song "Never Talking To You Again" auf "Fidel Bastro"-Compilation
"Zehn B” (Fidel Bastro 025)
2005 CD "Baumwolllitze" (Fidel Bastro 034)